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KI: ethisch problematisch oder evolutionär logisch?

Keine Lust zu lesen? Kein Problem, bald können Sie sich den Text einfach vorlesen lassen!

Wer sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz und im Speziellen mit dem Thema autonomes Fahren beschäftigt mag diese Szene kennen. Ein älteres Ehepaar sitzt in einem selbstfahrenden Auto, in dem plötzlich die Bremsen ausfallen. Nun läuft gerade in diesem Moment ein Kind auf die Straße. Wie soll das Auto entscheiden? Überfährt es das Kind oder weicht aus und rast mit ihren Insassen in eine Mauer. Beide Optionen führen höchstwahrscheinlich zu Todesfällen. Doch wie kann und soll eine künstliche Intelligenz hier entscheiden? Ist es der logisch nächste Schritt in unserer Entwicklung als Menschen, dass wir in Zukunft Aufgaben und Entscheidungen KI überlassen oder wäre dies der Anfang vom Ende der Menschheit wie wir sie Heute kennen? Zwei Standpunkte, zwei Meinungen die sich konträr gegenüberstehen. 

Meinung Martin Flöel, Head of Communications:

Je leistungsfähiger AI wird, umso mehr Aufgaben können von ihr übernommen werden. Das hat unmittelbare Folgen für den Arbeitsmarkt: Viele Berufe die jetzt noch von Menschen übernommen werden, werden in Zukunft wegfallen. Damit geht ein offensichtlicher Verlust von Arbeitsplätzen einher. Gleichzeitig steigt die Abhängigkeit von uns Menschen gegenüber  Maschinen. Sich in eine derartige Abhängigkeit zu begeben entzieht sich einer Logik. Ja der Fortschritt hat auch vor 100 Jahren nicht vor diesem Argument halt gemacht, doch hier steht viel mehr auf dem Spiel als “nur” die Disruption der Arbeitswelt.

Wie immer häufiger unter Beweis gestellt, können auch die besten Systeme gehackt werden. Im besten Fall handelt es sich um eine Erpressung und den Versuch ein Lösegeld zu „erwirtschaften“. Im schlimmsten Fall … dieser ist nur schwer auszumahlen. Jedoch ist eine künstliche Intelligenz sicher dazu in der Lage Menschenleben auszulöschen. Man muss es ihr nur beibringen. Nicht ohne Grund ist es schon mehr als fünf Jahre her, dass sich die klügsten Köpfe der Welt (darunter auch Tesla CEO Elon Musk und Microsoft Gründer Bill Gates) innerhalb eines offenen Briefes für ein Verbot autonomer Waffensysteme aussprachen. Doch auch zwischen autonomer Kriegsführung und dem Hacken von Systemen gibt es etliche Facetten, die unisono einer Regulierung bedürfen.

Die Gefahr welche AI für unsere Demokratien darstellt, beginnen wir erst seit Kurzem zu verstehen. Sei es das Erzeugen von Filterblasen, in denen Menschen nur noch mit dem eigenen Verhalten und der eigenen Meinung übereinstimmende Informationen vorgeschlagen werden, oder das Erstellen von Deepfakes. Es sind Mechanismen die leicht zur Manipulation von beispielsweise Wahlen genutzt werden können. Besser gesagt, auch schon benutzt wurden. Fakten die vor ein paar Jahren noch für alle galten werden heute durch alternative Fakten ersetzt. Ernährt durch AI, entstehen so die eben genannten Filterblasen, die immer mehr dazu führen, dass auf gesellschaftlicher und letztendlich auch auf politsicher Ebene zum einen eine Polarisierung verstärkt wird und zum anderen der politische Konsens abhanden geht. Die Gefährdung und das Untergraben unserer Demokratien hat somit auch einen enormen Einfluss eine potentiell negative wirtschaftliche Entwicklung. Denn wo nur gestritten wird, kann es keinen nachhaltigen Fortschritt geben.

Seit mehreren Jahren versucht das Europäische Parlament dem gerecht zu werden. Aber wie soll eine Politik, Gesetze entwerfen, wenn bei Ihrer Fertigstellung diese nicht mehr aktuell ist. Die rasante und ungebremste Entwicklung von AI heute lässt ein solches Szenario sehr wahrscheinlich werden.

Meinung Scott Bekker, Managing Partner:

Künstliche Intelligenz wird nahezu alle Bereiche unseres zukünftigen Lebens beeinflussen, weswegen es sich an dieser Stelle bei der Bewertung anbietet je aus einer wirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Perspektive auf die Entwicklung zu schauen.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz ein nahezu evolutionär-logischer Entwicklungsschritt in der ökonomischen Transformation und ist mit vielen ökonomischen Vorteilen behaftet. 

Künstliche Intelligenz wird viele aufwendige Prozesse automatisieren, weniger kostenintensiv machen und somit die Arbeits- und Kostenbelastung der Unternehmen reduzieren. Und ja, es wird anfangs sicherlich so sein, dass die KI menschliche Mitarbeiter zu Teilen ersetzt. Jedoch wurde dasselbe Argument schon vor über 100 Jahren bei der Entwicklung der Fließbandproduktion genannt, bei welcher in der Retrospektive zu beobachten war, dass zwar Arbeitsplätze an einem Ort weggefallen sind, aber durch die Entstehung neuer Technologien und Unternehmen andernorts wiederum neue entstanden sind. Bei der fortschreitenden Ausbreitung der KI in der Wirtschaft werden volkswirtschaftlich ähnliche Vorgänge zu beobachten sein. Dennoch ist es gerade für Arbeitnehmer in Bereichen, die leicht zu automatisieren sind wichtig folgendes Zitat im Hinterkopf zu haben: „you‘re either the one that creates automation or you‘ll get automated“.

Aus der Perspektive eines Unternehmers oder eines Managers ist die KI also eine willkommene Entwicklung, die betriebswirtschaftliche Vorteile beinhaltet – aber wie ist diese Entwicklung aus gesellschaftlich-ethischer Perspektive zu beurteilen, bei der ja häufig andere Aspekte entscheidend sind als die Kosteneinsparung und Effizienzsteigerungen?

Aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive ist die zunehmende Entwicklung der künstliche Intelligenz deutlich schwieriger zu beurteilen, da auch noch nicht vollständig abzusehen ist in welchen Bereichen die KI unser alltägliches Leben zukünftig tatsächlich beeinflussen wird. Wagen wir doch mal einen kurzen Blick in das Jahr 2038: niemand fährt mehr selbst Auto, die Deutsche Bahn kommt nie zu spät (ja, das könnte dank KI tatsächlich der Fall sein), Behörden arbeiten plötzlich schnell und medizinische Operationen gehen nie wieder wegen menschlicher Fehler schief.

Das hört sich alles wunderbar an und zeigt gleichzeitig den enormen positiven Einfluss, den die KI auf uns alle nehmen kann. Aber was ist, wenn die Intentionen dahinter nicht so positiv sind? Was ist, wenn die Technologie missbraucht wird? Was ist, wenn Ihr Tesla gehackt wird und gegen einen Baum rast? 

Umso wichtiger ist es in einen konstanten Austausch zu führen, der Argumente aus unterschiedlichen Perspektiven berücksichtigt. So können wir uns dem Ziel einer künstlichen Intelligenz, die der Gesamtheit einer Gesellschaft hilft Schritt für Schritt annähern.

Martin Leandro Flöel

Abschließend und da sind wir beide uns einig, ist es eindeutig, dass künstliche Intelligenz schon heute einen großen Einfluss auf uns alle hat und dieser in Zukunft noch größer werden wird. Dabei sollte man den Vorteilen und neuen Möglichkeiten offen gegenüberstehen. Gleichzeitig darf man nicht die Augen vor den Gefahren verschließen, die eine böswillige Verwendung künstlicher Intelligenz mit sich bringt. Damit wollen wir keineswegs Angst schüren, sondern nur verdeutlichen, dass wir uns bei allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chancen, die uns die KI bieten kann, auch der Risiken bewusst sein müssen, die bestehen können, wenn keine ausreichenden Sicherheitssysteme wie auch rechtliche Grundlagen eingesetzt werden oder die Möglichkeiten der KI missbraucht werden.

Umso wichtiger ist es in einen konstanten Austausch zu führen, der Argumente aus unterschiedlichen Perspektiven berücksichtigt. So können wir uns dem Ziel einer künstlichen Intelligenz, die der Gesamtheit einer Gesellschaft hilft Schritt für Schritt annähern.

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